Was ist 32-Bit-Float?
Welcher Videograf kennt das nicht? Man kommt nach einem Dreh nach Hause, zieht zur Erstsichtung seine Sound- und Videofiles aufs System und merkt – alles oder Teile sind übersteuert und/oder zu leise. Absolute Katastrophe, wenn man Interviews geführt hat oder die gesamte Stimmung eines Events im Video transportieren wollte. Denn gerettet werden, ohne starke Einbußen wie Rauschen, kann dort leider nahezu nichts mehr. Da kommt 32-Bit-Float ins Spiel.
Bevor wir zum technischen kommen, kurz gesagt: Ein Rohformat im Audiobereich.
Ich vergleiche es der Einfachheit halber mit RAW Formaten im Foto- und Videobereich. Zu helle (in dem Fall übersteuerte) Bereiche oder zu dunkle (in dem Fall zu leise) Bereiche, können bis zu einer bestimmten Grenze wiederhergestellt und normalisiert werden.
Warum 32-Bit-Float und für wen ist es interessant?
Herkömmliche Recorder nehmen in der Regel in einer Bittiefe von 24-Bit auf, was bereits einen recht großen Dynamikbereich bietet. Doch hier gehen die Meinungen vieler Leute im Video- und Audiobereich auseinander indem behauptet wird, dass 24-Bit völlig ausreichend für sehr gute Aufnahmen ist und man einfach auf seinen Gain und Input achten soll.
Das ist in im Grunde auch richtig, aber das Argument gilt nur für bestimmte Einsatzzwecke. In kontrollierten Umgebungen, wie einem Filmdreh bei dem sich im Team separate Mitglieder um den Ton kümmern und Szene für Szene individuell angepasst wird mag das passen, aber was ist mit dem Großteil der Videografen die sich besonders in unkontrollierten Bereichen aufhalten und nicht ständig das Eingangssignal im Auge behalten können? Oder kleine Filmteams, die sich tontechnisch richtig absichern möchten?
Für uns bietet 32-Bit-Float einfach die absolute Lösung, denn es bietet nicht nur einen weitaus höheren Dynamikbereich als 24-Bit, sondern deckt einen Bereich ab, der lauter ist als alles was es auf der Welt gibt. Somit ist es egal ob jemand flüstert, eine Band plötzlich richtig loslegt oder eine Explosion gezündet wird – alles kann in der Postproduktion richtig eingepegelt werden.
Das hat eben auch den Vorteil, dass am Recorder nichts mehr eingestellt werden muss. Man drückt den Record-Button und den Rest erledigt das Gerät selbst. Ihr müsst euch also nie wieder Gedanken über den Ton machen und könnt euch auf die wichtigen Dinge, das Filmen, konzentrieren.
Wie waren meine Erfahrungen damit?
Ich selbst besitze das ZOOM F2 und habe es sowohl in Verbindung mit einem RODE Lavalier als auch mit einem Sennheiser MKE400 in unterschiedlichen Umgebungen genutzt. Ob bei einem Interview oder einer Explosion, der Ton passte in der Postproduktion perfekt.
Als jemand der zu 99% allein unterwegs ist und neben Fokus, Blende, Brennweite, ISO, ND Filter, der Komposition, Steuerung des Ronin, bereits super viel hat worauf er achten muss, ist 32-Bit-Float einfach eine unglaubliche Erleichterung und bringt mich auch dazu einfach mal mehr Eindrücke in Tonform aufzunehmen.
Gibt es Kontra-Punkte?
Meiner Meinung nach gibt es für mich nur positive Aspekte. Ich selbst bin ausschließlich alleine und oft auf Veranstaltungen und Messen unterwegs, wo +/- ein paar dB lauter/leiser bereits die gesamte Aufnahme zerstören können. Wer schonmal auf der Gamescom in den Hallen war, weiß was ich meine.
Natürlich wird dadurch mehr Speicher beansprucht, was aber in der Regel nur um die 30% mehr zur 24-Bit Aufnahme beträgt. Bei den günstigen Preisen und Größen von Micro SD Karten, spielt das heutzutage keine wirkliche Rolle mehr. Die neuen Rode Wireless PRO können beispielsweise auf den integrierten Speicher von 32GB ganze 40 Stunden 32-Bit-Float Aufnahmen speichern.
Fazit
32-Bit-Float ist für uns One-Man-Videografen und auch kleine Filmteams eine großartige Unterstützung und Absicherung für Tonaufnahmen in allen Lagen. Mittlerweile gibt es einige Geräte die dieses Format nutzen und auch einen günstigen Einstieg bieten. Wer sich also oft in unkontrollierten, unterschiedlichen Geräuschumgebungen befindet und unkompliziert und zuverlässig Tonaufnahmen machen möchte, ist 32-Bit-Float einfach die beste Weise dafür.