Analoge Fotografie – Zwischen Liebe und Nierenspende

Analoge Fotografie – Zwischen Liebe und Nierenspende

Einführung

Wahnsinnig viele Fotografen haben die Liebe zum Film für sich entdeckt und posten fleißig ihre Werke auf Social Media. Mich hat es auch komplett in das Rabbithole "analoge Fotografie" gezogen.

Vorwort

Wahnsinnig viele Fotografen haben die Liebe zum Film für sich entdeckt und posten fleißig ihre Werke auf Social Media. Mich hat es auch komplett in das Rabbithole „analoge Fotografie“ gezogen. Nicht nur weil ich das Retrofeeling an sich liebe, sondern auch weil ich einfach etwas Neues lernen wollte und einfach die Entschleunigung wollte. Leider gibt es auch einige negative Punkte, die besonders für Anfänger ein K.O. Kriterium sein können.

Meine Euphorie

Nachdem ich mir eine Leica M10P zugelegt und sehr viel damit gearbeitet und lieben gelernt habe, fiel mir auf, dass einige meiner Leica Mentoren immer häufiger mit einer Leica M6 fotografierten. Die Idee wieder einen physischen 35mm Film mit 36 Fotos einzulegen, sich Zeit für ein Foto zu nehmen und alles im Nachhinein entwickeln und digitalisieren zu lassen, fand ich absolut sexy.

So fing meine Reise in das Rabbithole „analoge Fotografie“ an. Ich schaute hunderte Videos zu den verschiedensten Themen und suchte erstmal nach der für mich perfekten Kamera. Da ich bereits meine sehr guten Canon FD Objektive zum Filmen nutze, war für mich eine Canon die beste Wahl. So fand ich eine nahezu neuwertige Canon A-1 für um die 150€, welche eine absolut tolle Kamera für Anfänger ist.

Ein Mal eine Niere bitte

Als ich mich dann aber auf die Suche nach den „besten Filmen“ machte, kristallisierten sich die zwei Platzhirsche schnell heraus – Kodak Portra 400, 800 und Cinestill 800. Der Stil der Filme gefiel mir auch sehr und ich machte mich auf die Suche nach einem Online Shop. Und hier kam mein erster „What the fuck“- Moment. Eine Rolle Kodak Portra 400 und Cinestill 800 für 18€ und Portra 800 für knapp 20€. Immerhin liegen Schwarz/Weiss Filme wie Ilford bei um die 6€. Bei Recherchen.

Für viele wäre hier die Idee vom analogen Fotografieren bereits zu Ende. Es ist leider einfach eine ziemlich teure Sache geworden. Zumindest wenn man den gleichen Stil erreichen möchte, den man überall zu sehen bekommt und es ggf. beruflich macht. Einige Lichtblicke gibt es aber dennoch für alle, die dennoch einfach damit Erfahrungen sammeln möchten. Denn durch die hohe Anfrage sprießen immer mehr Hersteller hervor, die günstigere Alternativen anbieten. Lomography zum Beispiel gehört zwar schon etwas länger dazu, bietet aber Filme mit einem schönen Farbstil und zu passablen Preisen an. Schaut euch da einfach nach solchen Herstellern um und guckt euch ggf. Testbilder an. Vielleicht gibt es auch einen Foto-Laden bei euch in der Nähe, der sowas auch anbietet.

Doch wieso kommen solche Preise zustande? Bei Recherchen habe ich herausgefunden, dass die Nachfrage in den letzten Jahren so enorm gestiegen ist, dass Kodak die Preise in 2023 um 40% angehoben hat. Das heißt, dass um 2021/2022 herum eine Rolle noch um die 11€ gekostet haben muss, was auch schon viel war. Dazu werden auch mehr Rohstoffe benötigt, welche sowieso schon knapper sind. Die Mitarbeiter arbeiten statt an 5 Tagen, nun 24/7 in Schichten und es fehlt zusätzlich an Fachpersonal.

FOMO und Film-Prepper

Je mehr ich mich mit dem Thema befasst und meine Lieblings-Influencer verfolgt habe, desto öfter kam ich in die Situation in der ich nur mit dem Kopfschütteln konnte. Mit dem Hintergrund Wissen was da in den Produktionen abgeht und die Angst, dass alles noch viel teurer wird wenn die Nachfrage weiter so steigt, konnte ich einige Dinge nicht verstehen. Dazu kickte bei mir sowas von die FOMO, dass ich mich dazu entschloss mir etwas mehr an Filmen zu besorgen. Wir sprechen hier von einer 5er Packung Porta 400 und 3 Porta 800.

Was ich aber in dem Zusammenhang nicht verstehen konnte ist, dass sich Influencer und YouTuber immer wieder à la Sch****vergleich damit profilierten, wer jetzt die größte Menge an Film auf seinem Tisch liegen hat. Wie wahnsinnig werden teilst hunderte(!) Rollen und halbe Läden leer gekauft. Und hey, ich gönne es jedem der es sich leisten kann und es beruflich braucht, aber wenn man so wahnsinnig viel Film wirklich benötigt, wieso fotografiert man dann nicht digital und bearbeitet die Bilder entsprechend nach? In Zeiten von Plugins wie Dehancer, welches einen analogen Filmlook sehr nah am Original emulieren kann, ist das doch eine bessere Wahl oder nicht?

Versteht mich nicht falsch, ich sehe mich selbst als Influencer aber solche Käufe treiben dann natürlich die Nachfrage so extrem hoch, dass es für Normalos immer unattraktiver wird. Das fände ich wirklich schade, denn die analoge Fotografie ist etwas wirklich Tolles.

Meine erste Rolle

Ich selbst habe mich am Anfang für eine Rolle Porta 400, Cinestill 800 und einer Packung Lomography 400 Color entschieden und den Lomo erstmal in meine A-1 geladen. Ich muss sagen, dass das Feeling mich komplett gecatched hat. Film einladen, spannen, Motiv und Winkel finden, manuell fokussieren und abdrücken. Das Auslösegeräusch ist für mich auch ASMR pur. Ganz automatisch fing ich an die Welt ganz anders zu sehen und mich aktiv in der Gegend nach schönen Motiven umzuschauen. Dabei habe ich mir vorgenommen kein Foto doppelt zu machen, weil ich einfach die Entschleunigung genutzt habe und mir für ein Foto so lange Zeit genommen habe wie ich brauchte. Ist es nichts geworden, dann ist es eben so. Natürlich aber auch, weil ein 35mm Film „nur“ 36 Bilder fassen kann.

Während dem Fotografieren ist mit bewusst geworden wie viel 36 Bilder eigentlich sind, denn wenn man es gewohnt ist auf einem Auftrag mit seiner Canon oder Sony auf Dauerfeuer herumzulaufen, um dann 2000 Bilder zu sichten und zu bearbeiten, klingen 36 Bilder nach sehr wenig. Doch die Kombination aus der Entschleunigung, dem Wissen dass man sich das gerade geschossene Foto nicht mal eben anschauen kann und dem zeitaufwendigen Entwicklungs- und Digitalisierungsprozess, fängt man automatisch an anders zu fotografieren.

So war meine erste Rolle ganze zwei Monate in meiner A-1 eingelegt, weil ich auf bestimmte Kurztrips und Situationen gewartet habe.

Kamerawechsel statt Speicherkartentausch

In der digitalen Fotografie ist es einfach – Speicherkarte rein und losfotografieren. Diese muss nicht erst vollgeschrieben werden, um sie durch die Nächste auszutauschen. Anders ist es in der analogen Welt.

Dadurch, dass meine A-1 einfach mit einem Film blockiert war und man diesen nicht mal eben rausnehmen und tauschen kann, habe ich mich nach einer zweiten Kamera umgeschaut. Schließlich hatte ich nun all die tollen Filme, die ich einfach nicht ausprobieren konnte solange der Andere noch eingelegt war. So bin ich auf die Canon F-1 gestoßen und konnte unfassbar gut erhaltene ergattern. Dort liegt aktuell ein Portra 400 drin, welcher mit in den anstehenden Urlaub kommt.

Denkt bitte nicht, dass ihr unbedingt eine zweite Kamera benötigt. Ich persönlich wollte einfach gerne die Option mit verschiedenen Filmen gleichzeitig zu fotografieren. Beispielsweise Schwarz/Weiss und Farbe.

Die Rolle ist voll

Und was jetzt? Klar – entwickeln lassen. Da ging die Suche für mich auch wieder los. Wo kann man meine Filme nun entwickeln lassen? Welcher Anbieter ist der Beste? Soll ich selbst scannen oder gleich digitalisieren lassen? Alles Fragen die währenddessen aufkamen. Da ich in einer Kleinstadt wohne, gibt es hier natürlich nicht die super fancy Berliner Fotoläden, die sich eben darauf spezialisiert haben – Also heißt es: Wegschicken und gleich digitalisieren lassen. Nach einem Scanner habe ich mich auch umgeschaut, bin aber bisher nicht gewillt gewesen das Geld dafür auszugeben und die Zeit zu investieren. Dazu bin ich mir sicher, dass die Bilder dort in guten Händen sind.

Bisher sammle ich noch meine Filmrollen, damit ich gleich mehrere versenden kann. Ich bin gespannt.

Film und Fliegen

Oh ja, das Thema… Hier das nächste Rabbithole und für mich auch eine recht ernüchternde Erkenntnis. Dadurch dass eine Reise in die USA bevorsteht, habe ich mich erstmal sehr gefreut die F-1 mitzunehmen. Da ich bereits so viele Videos zum Thema analoge Fotografie geschaut habe, wurde mir ein Video vorgeschlagen: „Travel With Film: Are Airport Security X-Ray and CT Scanners Safe? The ULTIMATE Test!“ … Yes they do… super.

Es gibt zwar den Tipp freundlich nach einem Handcheck zu fragen, dieser soll aber doch nur recht selten funktionieren. Die beste Wahl wäre dann, den Film vor Ort zu kaufen und bestenfalls auch dort entwickeln zu lassen. Ich persönlich werde es zwar mit dem Entwickeln nicht schaffen, denke aber dass es dennoch besser ist nur einen Flug/Scan damit zu machen. Problem maybe solved.

Fazit

Ihr merkt ich bin teilst noch selbst am Anfang und habe bisher noch keine Rolle entwickeln lassen. Dennoch hänge ich mich in ein Thema welches mir Spaß macht so rein, dass ich alles an Infos aufsauge wie ein Schwamm. Ich wurde total in den Bann gezogen und bin so gespannt auf die ersten Ergebnisse und wohin mich die Reise noch führt.

Vielleicht konnte ich euch auch etwas Lust auf die analoge Fotografie machen. Auch wenn es ein paar kleine Downsides gibt, ist es dennoch eine schöne, emotionale und auch eine tolle Möglichkeit etwas Neues auszuprobieren. Also ja, es lohnt sich auch jetzt noch damit anzufangen.

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